Schluss mit Nazi-Aufmärschen in Bad Nenndorf! – Jürgen Uebel erhält Bundesverdienstkreuz


Seit Montag ist es nun quasi „amtlich“. Der Landkreis Schaumburg bestätigte, dass die für 30 Jahre eingereichte Anmeldung von Nazi-Aufmärschen in Bad Nenndorf hinfällig geworden ist, da alle Versuche scheiterten, den Anmelder zu Stellungnahmen zu bewegen. Erneute Nazi-Aufmärsche sind damit zwar nicht ausgeschlossen, bedürfen jedoch einer neuen Genehmigung.

Hoffentlich nur noch Erinnerung: Demonstration 2015. Mit einem Klick auf das Foto gelangen Sie zu meinem Mobilisierungsvideo 2012, in dem meine Rede aus dem Jahr 2010 zu hören ist, damals abseits des Naziaufmarsches unter strengen Auflagen. Sie werden dabei mit YouTube verbunden.

Der Albtraum, dass die Kinder und Jugendlichen in Bad Nenndorf mit dem falschen Eindruck aufwachsen, dass braune Spektakel wie die so genannten Trauermärsche zur gesellschaftlichen Normalität gehören wie andere jährlich wiederkehrende Veranstaltungen, ist aber zunächst gebannt. Zuletzt wurden in Bad Nenndorf sogar die Einschulungstermine verlegt, weil sich die Nazis an jedem ersten August-Samstag zum Geschichtsfälschungs-Aufmarsch angesagt hatten. Der erste Samstag im August gehört jetzt wieder den Menschen in Bad Nenndorf. Die demokratische Gesellschaft hat sich einen von Nazis gestohlenen Tag zurückerobert.

Am kommenden Dienstag wird der langjährige Vorsitzende der Initiative Bad Nenndorf ist bunt, Jürgen Uebel, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Jürgen schreibt dazu: … „denn eins ist klar: ohne Euch alle, ohne die jahrelange Unterstützung durch ganz viele Antifaschist*innen und Demokrat*innen aus Bad Nenndorf, Schaumburg, Niedersachsen und der ganzen Republik hätten wir nicht so erfolgreich agieren können, würden wir nicht als „Beispiel für kreativen Widerstand gegen Neonazis“ dastehen, und ich würde nicht ausgezeichnet. Davon bin ich fest überzeugt. Daher gebührt die Auszeichnung allen, die den Protest gegen die seit 2006 stattfindenden sogenannten „Trauermärsche“ mitgetragen haben.“

Das ist wahr, aber wahr ist auch, dass es auch einzelne Menschen vor Ort braucht, die Demokratie als eine Gesellschaftsordnung begreifen und leben, die aktiv verteidigt werden muss. Menschen, die mit Überzeugung der Illusion entgegentreten, mit Wegschauen und Nicht-Beachtung würden die Feinde der Demokratie mangels Aufmerksamkeit aufhören, ihr Unwesen zu treiben. Dafür steht gerade Jürgen Uebel seit vielen Jahren.

Von hier aus die herzlichsten Glückwünsche zum Bundesverdienstkreuz!

von der Homepage von Katja Keul, Bündnis 90-Die Grünen